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A Dark Cabaret

band: Various Artists
label: Projekt
type: CD Compilation
Andys Bewertung

5 von 5 GNARKS!
 
Das amerikanische Label Projekt steht seit vielen Jahren für Qualitätsware in Sachen Darkwave, Shoegaze und angedüstertem Weirdo-Rock´n Roll im Stil von Voltaire. Neben den zahlreichen Einzelveröffentlichungen erscheinen immer wieder spezielle Sampler wie die heiß begehrte "Summoning Of The Muse"-DEAD CAN DANCE Tributecompilation oder eben "Projekt Presents: A Dark Cabaret".

 
Normalerweise bin ich kein Freund von Portraitfotos auf Covern, aber die neckische 20er-inspirierte Dame, die einem lasziv entgegenschielt, stimmt einen schon sehr gut auf den musikalischen Inhalt ein. Das Faltbooklet ist ähnlich wie das Cover gestaltet, irgendwo zwischen Anzüglichkeit und Unschuld am Schminkspiegel hängengeblieben und in einem relativ matten aber sehr breitem Farbspektrum gehalten. Hätte es in den 20ern schon Farbfotographien gegeben, hätten sie bestimmt so ausgesehen.

 
Eröffnet wird der Sampler mit dem kultigen "Coin-Operated Boy" von den mittlerweile allseits bekannten Erfindern (oder zumindest Neuentdeckern) des ´Punk Cabaret´, den DRESDEN DOLLS. Wie bei den DRESDEN DOLLS bleibt das Klavier gepaart mit Frauenstimme der Dreh-und Angelpunkt der meisten Stücke, wobei die Arrangements und vermittelten Bilder nicht unterschiedlicher sein könnten:

Wo REVUE NOIR mit "Sometimes, Sunshine", PRETTY BALANCED mit "Simon´s Sleeping", NICKY JAINE mit "Pretty Faces" oder THE BRIDES mit "Audience To The End" sich selbstsicher und in den unterschiedlichsten Facetten und Arrangements sehr kraftvoll dem imaginären Revue-Theater präsentieren, setzt man mit ROZZ WILLIAMs unsterblichem Klassiker "Flowers" einen extremen, verträumten Kontrast, der das Stimmungsbild des Samplers vervollständigt.

 
Der größte Reiz des Samplers besteht jedoch in den zwei ´Ausbrüchen´ von AUDRA und dem französischen KATZENJAMMER KABARETT, die beide mit ihren wohl bisher größten Hits, "Cabaret Fortune Teller" und "Geminy Girly Song" vertreten sind.

Kein Cabaret, kein Chansons, aber dadaistisch anmutender (Death) Rock mit sehr eigenen Akzenten, die jedoch beide förmlich den Zigarrenrauch des imaginären Publikums unserer kleinen Revue im Geist heraufbeschwören. Kein Klavier, dafür E-Gitarren, Synthesizer-Geplänkel und ein unglaublicher aber nicht zu aufdringlicher Drive dürften ein Garant dafür sein, dass diese beiden per se extrem verschiedenen Stücke ihren Weg auch in die Clubs finden.

Vor allem AUDRAs kongenialer "Cabaret Fortune Teller" hat das Zeug zu einem echten Klassiker.
 
BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL kannte ich bis jetzt eigentlich bis dato hauptsächlich eher als die ruhige, verträumte Ethereal-Band von Projekt-Labelchef Sam Rosenthal. "Knock Three Times (Skinny Kinda Mix)" klingt jedoch nach allem, nur nicht so wie man BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL kennt, wenn Herr Rosenthal "Knock Three Times At My Coffin If You Want My Love" zu einer leicht swingenden Begleitung ins Mikrophon trällert.
Zuletzt bleibt nur der würde Schlusstrack "True Love" von THOU SHALT NOT, der einen zuletzt durch ein Wechselbad extremer Gefühlslagen jagt und bis zum letzten angeschlagenen Ton vor die Stereoanlage fesselt.

 
Rundum funktionierende Konzeptsampler sind nicht die Regel und solche frei von größeren Qualitätsschwankungen nahezu nicht existent. "Projekt Presents: A Dark Cabaret" gehört jedoch definitiv dazu.

Andy