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3 Arms & A Dead Cert

band: Attrition
label: Two Gods
type: CD Album
Andys Bewertung

4,5 von 5 GNARKS!
 
Die Liste der musikalischen Institutionen, die diesen Titel auch nach 25 Jahren Bestehen immernoch verdienen ist nicht allzu Platzraubend. Erst recht nicht im subkulturellen Spannungsfeld ´schwarze Szene´, dass meist eher zur äußeren Veranschaulichung verschiedener musikalischer Strömungen hergezogen wird, als ein wirkliches an bestimmten Merkmalen festzumachendes Genre. Spätestens bei einem künstlerischen Chamäleon wie dem mittlerweile in Coventry ansässigen Traditionsprojekt ATTRITION wird man sich bei derlei Kategorisierungsversuchung eher eine blaues Auge einholen.

 
Zusammenarbeiten mit Coil, den Legendary Pink Dots und der in der jungen Generation sehr geschätzten Emilie Autumn; Veröffentlichungen bei SPV, Hyperium und Projekt - Attrition haben eine bewegte Geschichte hinter sich und nachdem viele alte Alben nicht mehr erhältlich waren, beschloss Mastermind Martin Bowes diese sukzessive über das hauseigene Label Two Gods neu aufzulegen. Digitale Rundumsanierung inklusive.

 
Ursprünglich auf dem aus Nürnberg stammenden, posthum zur Legende verklärten Label Hyperium (u.a. Love Is Colder Than Death, Cancer Barrack, Joy Of Life, Calva Y Nada, Jarboe) erschienen, ist mit "3 Arms & A Dead Cert" nun wieder ein Longplayer erhältlich, der 1996 bereits einem Gro der heutigen Düster-Electro-Szene weit voraus war.

 
Dabei ist die Rezeptur relativ einfach: Klassischer Frauengesang, eine virtuos gespielte Geige (tatsächlich einmal nicht Matt Howden), dezente, treibende Percussions und ein düster-endzeitlicher Groove jenseits landläufiger Beatamokläufe. Mit "Acid Tongue" und "Cosmetic Citizen" finden sich sogar zwei der auch heute noch bekanntesten Stücke abseits des Überklassikers "A Girl Called Harmony" wieder.

Rein inhaltlich betrachtet gehen ATTRITION, damals noch mit Julia Waller als Sängerin, sehr in die Tiefe. Martin Bowes arbeitet mit einer klar verständlichen, jedoch keinesfalls platten Bildsprache die durch ständige Wiederholung innerhalb der Lieder einen rituellen Trance-Charakter entwickelt. Das schlichte Artwork im Mattdruck und das interessant collagierte Cover unterstützen diese fast schon psychdelische Stimmung auch noch optisch.

Wer mit durchdachter, qualitativ hochwertige elektronischer Musik düsterer Prägung etwas anfangen kann, der wird um ATTRITION früher oder später nicht mehr herumkommen.

Andy

[P.S.: Das Cover ist das der ersten Auflage, ein Scan folgt.]

Attrition - Bandhomepage