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Schwarze Kunst

band: Des Teufels Lockvoegel
label: Curzweyhl
type: CD Album
Andys Bewertung

3,5 von 5 GNARKS!
 
Mittelaltermarktmusik oder Sackpfeifenkakaphonie, wie sie so manche böse Zunge hinter vorgehaltener Hand auch gerne nennt, ist Trend. Trends neigen dazu aufgrund ihrer unabstreitbaren Eigenschaften eben auch als Trend wahrgenommen und infolgedessen von äusseren Faktoren bis zur völligen Entfremdung verzerrt zu werden. Es ist schon für manchen Geschichtspuritaner schwer, wenn Musiker für sich selbst in Anspruch nehmen, historische Mittelaltermusik zu machen. Gänzlich für Kopfschütteln sorgt jedoch vor allem aber die traurige Tatsache, dass die breite Masse die Kombination von Dudelsäcken, E-Gitarren-Riffs und einer von Leinwandrittern inspirierten Sprache landläufig mit mittelalterlicher Musik gleichsetzen.
 
Das Bandzweigespann Van Langen und DES TEUFELS LOCKVOEGEL vereint diese beiden sehr unterschiedlichen Positionen in einer einzigen Besetzung. Van Langen übernehmen hierbei den Part der ´Mittelalter Rock´-Band, während DES TEUFELS LOCKVOEGEL Marktmusik mit viel Herz produzieren, die wesentlich lockerer daherkommt als die teilweise recht verkrampft wirkenden Kompositionen von Van Langen.

Der Name DES TEUFELS LOCKVOEGEL stammt von dem gleichnamigen Van Langen Album aus dem Jahr 1999, das musikalisch auch die Linie der heutigen LOCKVÖGEL vorwegnimmt und der offensichtliche Auslöser der mittlerweile abgeschlossenen konzeptionellen Trennung der beiden Bands war.
Natürlich nur rein musikalisch, bleibt die personelle Überschneidung doch mit Herrn Van Langen selbst weiterhin gegeben.
 
Neun lange Jahre sind seit "Des Teufels Lockvoegel" vergangen, neun Jahre in denen die LOCKVOEGEL drei weitere Alben veröffentlicht haben. "Schwarze Kunst" ist nun Album Nummer fünf und wirkt so unverbraucht wie deren Debüt, mit dem kleinen Unterschied, dass die Musik der LOCKVOEGEL gereift und der Selbstfindungsprozess spätestens jetzt vollends abgeschlossen ist. Magische Marktmusik mit einer sehr mittelalterlichen Bildsprache und vor allem deutschen Texten, die nicht in einem großen Fass Pathos qualvoll ertränkt wurden.
Ein wenig kitschig geht es gelegentlich dennoch zu, meist in Form der zehn "Sprüche" die die Übergänge zwischen den einzelnen Liedern markieren. In Anbetracht des sonst gebotenen versprüht das jedoch wesentlich mehr Charme als Scham.

Bei "Der Alchimist" oder "Schwarze Kunst" harmonieren Pauken, Trommeln, Dudelsäcke und der sprachrhytmisch außergewöhnlich gut gelöste Gesang fast schon unheimlich gut und unterstreichen zusammen mit dem treibenden "Tempus Est Iocundum" die nicht nur farbliche Vielfalt des Gefieders der LOCKVOEGEL.

Durch eher atmosphärische Beiträge distanzieren sich die drei Münchner zusätzlich sogar noch ein bisschen vom allzutypischen ´Mittelaltermarkt-Sound´ Anno 2008 und dürften Querhörern damit sehr entgegenkommen.
Als außergewöhnlich bezeichnen kann man "Schwarze Kunst" nicht, aber der Longplayer sorgt immerhin für einiges an ´Curzweyhl´. Musik, deren Wahrnehmung und Wertung noch viel mehr als andere von den persönlichen Vorlieben abhängt.

Die drei LOCKVOEGEL haben etwas seltenes vollbracht: nach langer Zeit werde ich wohl doch einmal wieder den ein oder anderen Mittelaltermarkt besuchen, ein bisschen Met trinken und hoffen, sie nach langer Zeit einmal wieder live erleben zu können.

Andy
Des Teufels Lockvögel - Band Seite