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The Fruits Of Yggdrasil

band: 6<omm & Freya Aswynn
label: HauRuck!
type: CD Album
Andys Bewertung

1,5 von 5 GNARKS
 
Current 93, Death In June und Sol Invictus gelten als die "großen drei" des Apocalyptic Folk, kaum verwunderlich, löffelten sie ja schließlich allesamt aus der gleichen Ursuppe. Ein Projekt, das bei dieser Aufzählung immer wieder gern (zu Unrecht) unter den Tisch gekehrt wird, ist Patrick Leagas´ 6COMM, das vielen auch in Form von 6COMM/Mother Destruction geläufig sein dürfte. Dabei gehören Alben wie "Content With Blood" oder "Seething (The Breathe Of The Serpent)" in jedes gut sortierte Plattenregal.

Nach der Trennung von seiner Frau Amodali, die sich fortan allein um ihr Projekt Mother Destruction kümmerte, war es lange Jahre ruhig um 6COMM. In dieser Zeit reiste Leagas als Kriegsfotograf durch die Welt und sammelte in von Krisen geplagten Ländern wie dem auch heute noch höchst instabilen Afghanistan Eindrücke, die er im Rahmen des 2006 erschienenen Doppelalbums "Headless" schließlich verarbeiten sollte. "Headless" bestach durch ein in jedem Stück mitschwingende große künstlerisches Selbstbewusstsein, befreit von dem Zwang sich selbst irgendetwas beweisen zu müssen. Ganz anders als die letzten Versuche von Death In June oder Sol Invictus.
 
Ein neues Studioalbum scheint noch immer nicht in Sicht und so dürfte die Wiederveröffentlichung von "Fruits Of Yggdrasil" auf HauRuck! die Wartezeit bis zu neuem Material für 6COMM-Fans ein wenig verkürzen. "Fruits Of Yggdrasil" ist die Neuauflage des 1987 erschienenen Albums, das Patrick Leagas zusammen mit der einschlägig bekannten Wicca-Anhängerin Freya Aswynn eingespielt hat. Aswynn, vielen auch durch ihre Kooperationen mit Current 93 (u.a. Swastikas For Noddy) oder Fire+Ice ein Begriff, gibt hier eine Spoken Word Darbietung zum besten, die von Leagas musikalisch untermalt wird.

Die teilweise verstörenden Klangcollagen können jedoch über die volle Länge von "Fruits Of Yggdrasil" nicht über die schier unglaubliche Monotonie in der Stimme Freya Aswynns hinwegtrösten. Magische Gefühle wollen hier auch nach mehrmaligem Hören nicht einmal im Ansatz aufkommen. Präziser formuliert: Fängt es dank der Musik an zu kribbeln, legt Aswynn erneut los und präsentiert ihrer Ansicht nach bedeutungsschwangere Texte auf einer Qualitätsebene, die nach jedem Verstummen ihrerseits hoffen lässt, dass es nicht noch einmal weiter geht. Ob man will oder nicht, dieses Gefühl stellt sich nach jedem einzelnen Stück ein.
 
Ihre niederländische Abstammung verleiht ihrer Englisch-Aussprache einen gewissen, nennen wir es exotischen, Touch und lässt sie oft erst recht unbeholfen und bemüht wirken. Um jedoch im Rahmen von "Invocations" (Anrufungen) und einer vollen Breitseite Mystizismus glaubhaft wirken zu können, fehlt hier das Feuer, das ekstatische, das entrückte - der Zauber. Und so sind die "Fruits Of Yggdrasil" wie ein Hörspiel, bei dem nahezu alles passt, bis auf das tragende Element, die Stimme. Der schwarz-silberne Digipak der Neuveröffentlichung, die neopaganistische Texte (oder Miniessays) und die Hintergrundmusik ergeben ein sehr rundes Bild, das mit dem Aswynn-Vorschlaghammer innerhalb kürzester Zeit hässliche, unverzeihliche Ecken und Kanten bekommt. Angesichts der Leistung von 6COMM eine sehr traurige Bilanz.

Bedenkt man, dass Yggdrassil in der Edda der ersten Baum der Schöpfung war, zeigt sich einmal mehr, dass mit der richtigen Bestäubung aus großem Ausgangsmaterial ein bisschen Ewigkeit werden kann, findet sich nur die richtige Blüte. Man kann froh sein, dass die Kombination Leagas / Aswynn an dieser Stelle erst einmal beendet war und zumindest die Kerne dieser ganz speziellen Früchte Yggdrasils keine Wurzeln geschlagen haben.

Für Fans sicher ein wichtiges, mit viel Liebe zum Detail gestalterisch leicht weiterentwickeltes Dokument der frühen Schaffensphase von 6COMM. Allen anderen, die 6COMM ersteinmal kennenlernen wollen, seien die eingangs erwähnten Platten wärmstens ans Herz gelegt. Dann werden die "Fruits Of Yggdrasil" auch den Neueinsteigern in ein paar Jahren als Obskurität auf eine perverse Weise sehr viel Spaß bereiten.

Andy
6<OMM - Band Homepage