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Stories From The Old Years

band: Jacquy Bitch
label: Alone Prod.
type: CD Album
Andys Bewertung

4,5 von 5 GNARKS
 
Geht es um neue Impulse und ein Ausbrechen aus dem stereotypischen Darkwave-Muster, welches sich vor allem in Deutschland absolut festgefahren hat und Neuerungen massiv im weg steht, dann kann man als neue Wahlheimat vor allem ein Land empfehlen: Frankreich.

Die dortige Szene ist überschaubar und besticht doch durch eine im Vergleich herausragend hohe Position auf der Qualitätsskala. ´Vague Noir´ heißt das Zauberwort der späten Achtziger, seit denen auch JACQUY BITCH ihr Unwesen treiben. Selbstverständlich mit zahlreichen Unterbrechungen, Neubesetzungen und anderen Projekten gespickt.

Wer sich nun immer noch fragend am Kopf kratz, wo man dem Namen JACQUY BITCH eigentlich schon einmal in letzter Zeit begegnet ist, der sei auf die “New Dark Age”-Sampler aus dem Hause Strobelight verwiesen, auf denen die Franzosen bereits mit einer im Vergleich zur hier vorliegenden Albumversion deutlich aufgeplusterten Variante von “Cimetiere” vertreten waren. Im übrigen ein Stück, das im Rahmen von “Stories From The Old Years” noch wesentlich besser funktioniert und bedingt durch den cool-kitschigen Glam-Refrain schnell Kult werden könnte.

Nach dem 2003 veröffentlichten “Haine”, einem kurzen Abstecher in Richtung Industrial Rock, besinnt man sich auf dem bei Alone Productions erschienenen Longplayer “Stories From The Old Years” wieder zurück auf die eigenen Wurzeln, ohne sich neuen Einflüssen gänzlich zu verschließen. Ein bisschen morbider Glamrock, ein bisschen britische Sonnenbrillen-und-Kotletten-Coolness, aber auch das was man heute als Batcave verkauft finden sich hier in einer unheiligen Symbiose wieder und so ist ein Vergleich (mal von den Glam-Einflüssen abgesehen) mit den Landsmännern von Corpus Delicti in manchen Fällen gar nicht mal so abwegig. Die Band jetzt auf dieses Vergleichsfeld zu reduzieren würde die Musik nicht einmal ansatzweise wirklich umfassen können, drückt man doch oft genug aufs Gaspedal, variiert und rettet sich so vor einer gähnenden Eintönigkeit, die Veröffentlichungen in diesem Genre oft nach nur wenigen Stücken befällt. Bravo! JACQUY BITCH entrümpeln zusätzlich zu den neuen Aufnahmen ihr Archiv und packen auch alte Stücke ihres “Frustration” Tapes wie “L´Adieu” oder “My Friend” von 1990 wieder in hochaktuellen Zwirn. Und so ensteht das einen Moloch aus unterschiedlichsten Eindrücken, Tempi, musikalischen Experimenten und klassischem Goth mit der richtigen Mischung aus Pathos, Ernsthaftigkeit und Spaß. Stücke wie “Indifference” haben durch genau diese Mischung absolute Gänsehautgarantie.

JACQUY BITCH sind eine Band mit unverkennbaren Wurzeln, einem enormen Klangkosmos und einer großartigen Stimme, die man wie Andi Sex Gang normalerweise nach den ersten paar Tönen sofort zuordnen kann. Wenn man so weit gehen will, könnte man ihnen Glatt das Zeug zu einem neuen Klassiker unterstellen.

Vive la France!

Andy
Jacquy Bitch - Band Homepage