GNARK.audio

La Sierra Mecánica
...die drei Verrückten aus Nürnberg sind zurück!

band: Tonal Y Nagual
label: Confusibombus / Ant-Zen
type: CD Album
"La Sierra Mecánica" ist das bereits dritte Album des sympathischen Weirdo-Trios TONAL Y NAGUAL aus Nürnberg. Die CD beginnt dort, wo "The Hidden Oasis" 2008 endete. Das ist aber nicht bildlich zu verstehen, sondern durchaus wörtlich. "La Sierra Mecánica" wird mit den letzten Tönen des vorherigen, eher neoklassisch/ akustisch-orientierten Longplayers eingeläutet.

Wer nun aber erwartet, dass es danach genau so weitergeht, kennt TONAL Y NAGUAL schlecht. "Whiteman Got No Riddim" zerstört binnen Sekunden alle Erwartungen und zwingt einen, das Album als eigenständiges Werk und eben nicht als "CD 3 einer vorhersehbaren Reihe" anzunehmen. Ein kluger Schachzug, denn "La Sierra Mecánica" ist das mit Abstand Beste, was Giuseppe Tonal, Tikki Nagual und MadMoses bis dato vorgelegt haben. Wo auf "The Unseen Deserts" (UMB, 2007) und "The Hidden Oasis" (Thonar Rec, 2008) noch gelegentliche Unsicherheiten mitschwangen, geben sich TONAL Y NAGUAL auf ihrem neusten Werk stilsicher und zugleich experimentierfreudig. Kein Song gleicht dem anderen, Längen sucht man vergebens. Die Texte arbeiten mit klaren Bildern, die erst durch die eigene (vom Hören angeregte) Phantasie zum Leben erwachen. Die spezielle Klang- und Bildästhetik der Drei spiegelt sich nicht zuletzt auch im Artwork wider. Wo man sich sonst an von Szenetradition- und -kanon vorgegebene Metaphern-Kataloge klammert, zeigt man hier Mut zu neuen Wegen. Und so wenig stereotypisch das "Drumherum" ist, so wenig stereotypisch ist auch die Musik.

Stilistisch ist das Album extrem breit angelegt. Egal ob spaßiger, dreckiger Positive Punk ("Dirty Maiden"), Industrial-Einschlag ("Tribes Of The Night"), völlig abgefahrene Tracks ("Der Bergkönig"), das etwas an DIE FORM erinnernde "Grave" (am Mikrophon unterstützt von GENEVIÉVE PASQUIER), das melancholisch-treibende "Lux Cypher" oder das funkige "Get Out Of Our Way" - "La Sierra Mecánica" glänzt durch Einfallsreichtum und schafft es gleichzeitig einen roten Faden zu finden, der das Album auf einer Metaebene zusammenhält. "I dream of Books I’ll never write..." - "Anybody" besitzt schon wegen der ersten Zeilen Ohrwurmqualitäten. Mit "Cog In The Machine" wird dann noch den aktuellen Tanzflächen-Gewohnheiten entsprochen und eine deftige 4/4-Nummer beigelegt. Zusätzlich haben DIE PERLEN und ZERO DEGREE Remixe von "Proud To Be" und "Cog In The Mashine" beigesteuert.

Wer nun Referenzpunkte für dieses Album erwartet - sorry, mir fällt niemand wirklich Vergleichbares ein. Was die unverschämte Irreführung der Hörerschaft anbelangt, könnte man höchstens mit unbedeutenden Namen wie COIL oder CONTROLLED BLEEDING um sich werfen. Ich kenne Tikki, Giuseppe und MadMoses mittlerweile seit einigen Jahren und muss meinen Hut davor ziehen, wie viel Liebe und Energie sie in TONAL Y NAGUAL investieren und wie sie sich konsequent weiterentwickelt und neu erfunden haben. "La Sierra Mecánica" ist der Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens.

Andy
Tonal Y Nagual bei Myspace