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Ein "Miasma" ist die Übertragung eines negativen Zustands auf jemand anderen, egal ob nun Krankheit oder im psychischen Bereich.
Positionen zu diesem Begriff gibt es wie Sand am Meer. Auch das Motiv der Religion spielt auf dem ersten
Longplayer von HERZ JÜHNING eine Rolle. Neben Bibelzitaten (Markus 7,15) finden sich noch andere
eher christlichen Vorstellungen zuzuordnende Elemente. Die Flamme, die aus dem Mund einer Frau auf der Rückseite
des Booklets ragt, ist wohl eine Anspielung auf den Heiligen Geist. Liedtitel wie "Messiah" tun dann ihr übriges. Wie auch immer, die Interpretation
überlasse ich lieber dem geneigten Hörer.
Ich muss zugeben, die "Faces" 7" (ebenfalls bei Galakthorrö erschienen) hatte mit "I Deserve" und "Anorexia"
zwei gehörige Appetitanreger zu bieten. Gespannt hat man nun bis zur Veröffentlichung von "Miasma" warten dürfen.
Hat es HERZ JÜHNING nun geschafft, das Konzept der Single auf ein Album auszudehnen bzw. auszubauen? Die Antwort könnte
nicht klarer sein: Jain. Was die elektronischen Vertreter von Galakthorrö anbelangt ist man ja eine gewisse klangliche
Nähe gewohnt. "Miasma" geht da stellenweise ein wenig weiter und klingt dann doch sehr nach HAUS ARAFNA. Genauer:
Nach einer Fortführung der "Butterfly" LP. Es bratzt und vibriert, schauert, schwurbelt und angstpopt,
wie man es bei Galakthorrö gewohnt ist - schon der Titeltrack "Miasma" ist eine Gaumenfreude. "Can´t Be"
geht dann eher in die UFO-Poppige-Richtung eines "I Deserve". So schön so gut. Was dann aber bei "No Happy Future"
passiert ist weniger erbaulich. Die Stimme wirkt zwar schon emotionslos, aber auch etwas unbeteiligt und lustlos.
Der eindeutige Tiefpunkt des Albums, auch wenn JÜHNING bei "Reopened Eyes" und "Defense Reaction" leider ein wenig über Rhytmus oder Betonung stolpert.
Gerade bei "Reopened Eyes" schade, da die zweite Hälfte des Tracks ziemlich stark daher kommt. Richtig gut geraten ist z.B. die sich immer mehr steigernde Dampfwalze "Ophisthotonus" oder das etwas
an HAUS ARAFNAs "Mirror Me" erinnernde "Abortion". Abgeschlossen wird "Miasma" mit dem Gruselstück "Haunt You Every Day".
Klanglich eine "Best Of"-Galakthorrö mit starken "Angstpop / Kalte Welle"-Tanzflächen-Füllern ("Messiah", "Miasma").
Produktion und Gestaltung wie üblich tadellos. Eine Mischung aus HAUS ARAFNA, NOVEMBER NÖVELET und MASKA GENETIK.
Insgesamt leider hier und da etwas zu selbstreferentiell.
Andy Galakthorrö - Label Homepage
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