Wenn der Postbote dreimal klingelt, dann handelt es sich meistens, zumindest bei Musikbegeisterten, um Plattenlieferungen. So verwunderte es mich nicht, als mich an einem sonnigen Nachmittag ein Paket aus dem Hause Strobelight Records ereilte.
Der Inhalt: Das Label-Debut der italienischen Gothic-Rock-Hoffnung Chants of Maldoror. Was ich jedoch nicht ahnte, dass mir der Herr in gelb soeben eine der besten Gothic Veröffentlichungen der vergangenen Jahre in die Hand gedrückt hat.
Schon das edle, in schlichten Brauntönen gehaltene Paperback-Cover, sowie das nicht minder schöne Faltbooklet von "Every Mask tells the Truth" weiß zu überzeugen.
Damit stellt das Album die schönste der bisherigen, eher mäßig und übertrieben gestalteten Veröffentlichungen des Deutsch-Österreichischen Labelprojekts dar.
Nach einem Blick auf den beigelegten Pressetext, der eine Reinkarnation von Christian Death´s legendärem Rozz Williams ankündigte, machte sich dennoch Skepsis breit.
Knapp 50 Minuten später, just nach dem ersten Probehören, konnte ich dieses Statement jedoch getrost unterschreiben.
Der Stimme des Sängers Adolphe kann man die verblüffende Ähnlichkeit zu Rozz tatsächlich nicht abstreiten und wirkt im Gegensatz zu den vielen Nachahmern keinesfalls gekünstelt.
Allein schon diese Tatsache lässt das Herz eines eingefleischten Christian Death Fans höherschlagen. Doch besteht eine Band bekanntlich nicht nur aus ihrem Sänger und so hat das für eine Gothic-Rock-Scheibe sehr vielschichtige Album noch ganz andere Stärken vorzuweisen:
Von kraftvollen Low-Tempo Stücken wie dem Opener "Himmel Balsam", über potentielle Tanzhits à la "A White Holocaust" oder "We stand Alone" bis hinzu ruhigeren Nummern, die wie im Falle von "Interlude 2" bisweilen sogar Erinnerungen an Current 93 wachwerden lassen, bietet "Every Mask tells the Truth" jedem etwas, der nur ansatzweise Interesse an gitarrigenlastiger Musik der etwas düstereren Art hat.
Einziger Wermutstropfen ist der Schlusstrack "We stand alone", der zwar eindeutig DEN Tanzhit des Albums darstellt, aber letztendlich ein wenig zu gewohnt klingt.
Fazit: Zugreifen! - Chants of Maldoror haben es geschafft ein durchweg modernes Album zu produzieren.
"Every Mask tells the Truth" greift alte Stilelemente des Gothic Rock auf, die dank dem Einfallsreichtum der Italiener gekonnt in das Jahr 2005 transferiert wurden.
Bemerkenswert ist auch, dass sie sich im Gegensatz zu vielen anderen dabei 100% treu geblieben sind.
Andy
Chants of Maldoror Official Homepage